Wie Kunskapens Träd - der Baum der Erkenntnis entstand

Seit Einführung der obligatorischen einheitlichen „Grundskola“ (Klasse 1-9) für alle Kinder in Schweden 1962 gab es eine ständige Überprüfung und Weiterentwicklung der Lehrpläne. In den 80-iger Jahren gab es eine Diskussion darüber, wie und was die Schule überhaupt vermittelt. Entspricht das einem Wissensbild des 20. Jahrhunderts? Welche Methoden und Lernformen verwenden wir? Dazu kam, dass Frauen verstärkt in den Arbeitsmarkt eintraten und der Bedarf an einer vernünftigen Vorschulversorgung wuchs. 1994 bekam die „Grundskola“ einen neuen Lehrplan LPO-94. Aber auf welche Weise kam die Vorschule in der Debatte um den neuen Lehrplan der „Grundskola“ vor?

Bis dahin gab es nur ein pädagogisches Programm für die schwedischen Vorschulen. Vom Lernen sprach man erst mit Eintritt in die Grundschule. Die Frage nach der Rolle der Vorschule in Bezug auf das lebenslange Lernen wurde aber in den 90iger Jahren immer aktueller. Fängt das lebenslange Lernen am Tag der Einschulung an oder mit der Geburt? Und welche Rolle spielt die Vorschule darin?

Ein erster Schritt war: Eine gemeinsame Behörde für Vorschule und Schule wurde gebildet: „Barn- och ungdomsförvaltningen“, zuständig für alle Einrichtungen für Kinder und Jugendliche von 1-16 Jahren.

Der Baum der Erkenntnis ist das Ergebnis eines Projektes, das etwa 90 Pädagogen zwischen den Jahren 1996 und 1997 in der Gemeinde Halmstad/Schweden durchgeführt haben.

Das Projekt wurde gestartet, um die Vorschule verstärkt zu einem Platz des lebenslangen Lernens zu machen. Während des Zeitraums Mai/August 1995 begannen Diskussionen mit dem Vorsitzenden des Bildungsausschusses des Gemeinderats und dem Verwaltungschef. Grünes Licht gab es für die Projektarbeit. Eine Projektleitungsgruppe entstand im August 1995 und bestand aus Ann Granström-Andersson, Göran Frisk, Liselotte Herrlin und Karin Jonsson, allesamt innerhalb der Kinder- und Jugendbehörde in der Gemeinde Halmstad tätig. Sie studierten zunächst einschlägige Literatur und diskutierten viel. Die Diskussionen drehten sich um Begriffsbestimmungen und um die Bedeutung der Grundwerte.

Die Projektbeschreibung war im März 1996 fertig und lautete:

Die Entwicklung der Kinder ist wie eine lange Forschungsreise, mit Start beim Säugling und für die Kinder- und Jugendverwaltung einem Ende mit dem Abgang von der Grundschule. Die veränderte Arbeitssituation mit größeren Kindergruppen und weniger Personal fordert präzisere und auswertbare Ziele für die kommunale Vorschularbeit.

Ziel des Projektes ist es, – ausgehend von den kindlichen Entwicklungsbereichen sozial, sprachlich, motorisch, gefühlsmäßig sowie intellektuell – anzustrebende Ziele zu schaffen ausgehend von den im nationalen Leitdokument festgelegten Zielen, Ansätzen und Prinzipien hinsichtlich Inhalt und Arbeitsweisen. Dies soll gleichzeitig dazu führen, dass die pädagogische Verantwortung des Vorschulpersonals verdeutlicht wird.

Das Material soll die Ziele der Aktivitäten für die unterschiedlichen Zielgruppen verdeutlichen, die Kinder, die Eltern, das Personal, Verwaltung und Politik. Es soll auch zur stärkeren Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Tätigkeitsbereichen der Kinder- und Jugendbehörde beitragen.

Das geplante Dokument enthält eine verstärkte Verbindung zwischen dem pädagogischen Programm und den lokalen Arbeitsplänen.

Beteiligung auf allen Ebenen als Schlüssel

Die Verankerung des Projektes wurde im März 1996 eingeleitet.

Schritt eins bedeutete Verankerung beim damaligen Ausschussvorsitzenden Gerd Carlsson und beim Verwaltungschef Lars Hammarberg, die grünes Licht gaben, das Projekt fortzuführen.

Schritt zwei bedeutete Information und Diskussion mit sämtlichen Rektoren auf einer Leitungskonferenz.

Schritt drei bedeutete eingehende Diskussionen mit sämtlichen Leitungsgruppen, Rektoren und Konrektoren.

Schritt vier war, alle Mitarbeiter in den Vorschulen, Schulen und Horten über das Projekt zu informieren, sowie über die Möglichkeit, sich für die Projektarbeit anzumelden.

Alle Schritte waren wichtig, da ein Projekt solchen Ausmaßes eine breite Verankerung innerhalb der gesamten Leitungsorganisation erforderte.

Die Arbeitet nimmt Fahrt auf

Zitat: In der Projektbeschreibung hatten wir als Projektleitungsgruppe mit einer Arbeitsgruppe aus 5-7 Teilnehmern pro Entwicklungsbereich geplant: intellektuelle, gefühlsmäßige, motorische, soziale und sprachliche Entwicklung, mit denen die Vorschule arbeitet. Insgesamt 25-35 Pädagogen.

Auf diesem Hintergrund wurden wir positiv überrascht, als wir 87 Anmeldungen für das „Lehrplan- Projekt“ erhielten.

Wir beschlossen, das Interesse und das Engagement wahrzunehmen und die Arbeitsgruppen zu verdoppeln, d.h. zwei Arbeitsgruppen pro Entwicklungsbereich.

Der Start für die Gruppen erfolgte im August 1996. Eine der tragenden Gedanken im Projekt, war, dass die Voraussetzung für das Lernen des Kindes die Verhaltensweise der Pädagogen sei, d.h. deren Vermögen, Wertvorstellungen zu formulieren und sie in der täglichen Arbeit umzusetzen. Ein Großteil der Projektzeit wurde deswegen für grundlegende Diskussionen verwendet, die sich um Wertevorstellungen drehen.

Während der Projektzeit hatten die Arbeitsgruppen jede sechste Woche Kontakt mit der Projektleitungsgruppe. Bei diesen Treffen wurden Informationen weitergegeben und Fragestellungen analysiert. Für sämtliche Projekteilnehmer gab es während der Projektzeit auch das Angebot, an Vorlesungen teilzunehmen.

Auf dem Weg zum Abschluss

Im August/September 1997 präsentierten die Arbeitsgruppen ihr Abschlussmaterial für die Projektleitungsgruppe. Hier wurden auch die Erfahrungen aus der Projektarbeitszeit ausgewertet. Mehrere Gruppen meinten, dass diese Projektarbeit auch eine gute Fortbildungsform gewesen sei.

Während des Herbsttermins 1997 las die Projektleitungsgruppe sämtliches Material der Gruppen durch und nahm neue Fragestellungen auf - analytische Diskussionen, wie die, die die Arbeit 1995 eingeleitet hatten. Noch einmal ein gedanklicher Rückblick, um in der Schlussphase einen höheren Wissenstand und ein höheres pädagogisches Bewusstsein zu erlangen, ausgehend vom gesamten Inhalt des Projekts.

Während dieser Periode wurde der Vorschlag für ein neues nationales Leitdokument für die Vorschule präsentiert, „Die Welt erobern“. Dabei zeigte sich, dass das lokale  Material in Halmstad mit den Gedanken und Vorschlägen, die in diesem Dokument angegeben waren, sehr gut übereinstimmte.

Kunskapens träd wurde 1998 erstmals gedruckt. In diesem Jahr erschien auch der neue nationale Lehrplan für die Vorschulen Lpfö 98.

Abschlussüberlegungen

Die pädagogischen Debatten über die Bedeutung des vorschulischen Lernens hatten inzwischen viele praktische Ergebnisse. Die gemeinsame Behörde für Vorschule und Schule, also alle Kinder und Jugendlichen von 1-16 Jahren, schaffte Voraussetzungen für eine engere Zusammenarbeit. Eine Neuordnung der Rektorenbezirke verzahnte Vorschule und Schule als gleichbedeutende Teile des Bildungssystems. In Halmstad wurde beschlossen, dass jedes Kind ein Recht auf Vorschul- Aktivitäten hat, unabhängig von den Bedürfnissen der Familie.

Auf nationaler Ebene wurde 1998 erstmals ein Vorschullehrplan beschlossen.

2006 gab die Nationale Behörde für das Bildungswesen (Skolverket) eine Neuauflage heraus. Die neuen Abschnitte behandeln das Recht auf eine mehrkulturelle Identität und ihre Möglichkeiten, sowohl die schwedische als auch die eigene Muttersprache zu entwickeln. Weiter geht es um das gesetzlich verankerte Recht des Kindes, keinem diskriminierenden und anderweitig kränkenden Verhalten ausgesetzt zu werden.

Der lokale Lehrplan wird nicht als geschlossenes Zieldokument betrachtet, sondern er soll als ein Verbindungsstück zwischen dem nationalen Lehrplan, dem kommunalen Schul- und Kindeswohlplan und den lokalen Arbeitsplänen gesehen werden.

Ein Material, das eine Garantie geben kann, jedes Kind auf dem Entwicklungsniveau „abzuholen“, auf dem es sich befindet. Ein Material, das uns helfen kann, das kompetente Kind zu sehen. Das Kind, das kann! Das Kind, das fortwährend nach neuen Herausforderungen sucht!

Zum Abschluss – eine Aufforderung:

GEBT DEN KINDERN DIE MÖGLICHKEIT ZU LEBENSLANGEM LERNEN

IN EINER ANREGENDEN LERNUMGEBUNG!

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